Piemont, die Heimat von Nebbiolo, Barolo und Barbaresco
Das Piemont weist die grösste Sortenvielfalt Italiens auf
In keiner andern Region gedeihen derart viele Rebsorten wie hier, was aufgrund der rauhen, klimatischen Bedingungen überrascht.
Das Piemont ist eine Rotwein-Region. Zu den Hauptsorten gehören: Nebbiolo, Barbera, Grignolino, Dolcetto, Ruché und Freisa, bei den Weissweinsorten sind es Vionié (Import F), Arneis, Cortese und Timorasso (alle drei autochthon).
Der Einfluss Frankreichs ist unverkennbar. Piemontesische Weine gehören zu den zartesten Gewächsen in ganz Italien. Nicht Wuchtigkeit und Alkoholstärke stehen im Vordergrund, sondern die Kelterung von feinen, eleganten Weinen.
Berühmt ist das Piemont für seine Nebbiolo-Traube, aus der der Basiswein Nebbiolo hergestellt wird und die beiden Lagenweine Barolo und Barbaresco.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, als der Barolo den Käufern anderer piemontesischer Weine als Gratisbeigabe mitgegeben wurde. Die Nebbiolo-Traube, aus der der Barolo produziert wird, hatte einen denkbar schlechten Ruf. Denn sie ergibt, wenn schlecht gekeltert, sehr säurehaltige Weine mit aggressiven Tanninen. Das ware auch lange Zeit der Fall, weshalb die Winzer noch so gerne einen Barolo oder Barbaresco einem guten Käufer anderer Weine mit auf den Weg gaben - gratis natürlich.
Barolo, der "König der italienischen Weine"
Heute gilt der Barolo als „King of the wine“. Historiker haben allerdings nachgewiesen, dass dieser etwas hochtrabende Name weniger mit seiner (zweifellos vorhandenen) Qualität zu tun hat, sondern mit der Tatsache, dass der Barolo im 19. Jhd von den Königen des Hauses Piemont/Sardinien getrunken wurde. Sie gelten als die ersten, die Önologen aus Frankreich kommen liessen, um aus der schwierigen Nebbiolo-Traube ansprechende Weine zu produzieren.
Der Barolo hat auch einen kleinen Bruder: Der Barbaresco aus dem gleichnamigen Dorf gleich gegenüber der Gemeinde Barolo. Der Barbaresco ist häufig etwas leichter und etwas filigraner als der Barolo.
Was ist ein Barolo?
Barolo dürfen sich all jene Weine nennen, die von den Rebhängen der gleichnamigen Gemeinde stammen sowie von vier weiteren Gemeinden. Auf diesen Hängen gedeiht der Nebbiolo hervorragend. Klima und Böden sind ideal. Die östlichen Gebiete um Serralaunga d'Alba bringen eher rustikale Barolo hervor mit in jungen Jahren noch „gächen“ Tanninen. Sie brauchen oftmals 5 – 10 Jahre, um sich abzurunden. Von hier kommen Barolo mit grossem Lagerpotential. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit heisst dieses Gebiet auch Helvetium. Im westlichen Gebiet um La Morra ist der Boden etwas weicher. Das Gebiet heisst Tortonium. Hier wachsen Reben, die weiche Barolo ergeben, die schneller trinkbereit sind, dafür weniger lang gelagert werden können.

In beiden piemontesischen Anbaugebieten (Barolo + Barbaresco) tobte bis Anfang des Jahrtausends eine Art Glaubenskrieg. Viele junge Winzer wollten schneller trinkbereite Weine herstellen und bauten ihre Weine im kleinen Barrique-Fass aus (225 lit). Sie waren auch bereit, zahlreiche önologische Hilfsmittel einzusetzen, so beispielsweise Hilfsstoffe, die den eher hellen Barolo dunkel machen. Die Traditionalisten brandmarkten die Emporkömmlinge als Verräter und bauten ihre Weine weiter in den grossen Fässern (800 - 5000 Liter) aus und verzichteten auf önologische Pülverchen. Heute hat sich die Situation beruhigt. Die „Modernisti“ setzen weniger Barriquefässer ein, die „tradizionalisti“ sind eher bereit, mal auf einen önologischen Rat zu hören.
Das grosse Missverständnis
Barolo und Barbaresco sind keine schweren Weine, auch wenn sie häufig als das in Filmen und Büchern dargestellt werden. Das ist vermutlich eines der grossen Missverständnisse um diese Kult-Weine. Das eher kühle Klima lässt schwere Weine gar nicht zu. Der Name „Nebbiolo“ weist bereits auf die besonderen klimatischen Bedingungen hin, bedeutet Nebbiolo doch nichts anderes als „Nebel“.
Die Weine des Piemont
- Barolo und Barbaresco sind mittelschwere Weine und werden im Alter komplex mit einem ganzen Bouquet an Reifenoten wie Unterholz, Pilze, dunkle Früchte, Tabak oder Leder. Der Barbera findet weltweit seine Anhänger. Er hat wenig Tannine, dafür eine ausgesprochen starke Fruchtigkeit und eine mittlere Säure. Das ergibt sehr ausgewogene Weine. Um den Wein noch gefälliger zu machen, landet er häufig im Barrique-Fass, was ihn weich, dunkel und beinahe süsslich macht. Bei den Kunden kommt das an.
- Der Grignolino ist tanninstark, aber von ungeheurer Frische und Fruchtigkeit. Leider findet er immer weniger Anhänger, weil die Kundschaft eher auf die schweren Weine Süditaliens, der Toskana oder Spaniens steht.
- Der Dolcetto steht ebenfalls unter Druck. Aufgrund seines Namens vermuten viele KonsumentInnen einen süsslichen Wein. Der Ausdruck „Dolcetto“ kommt aber aus dem piemontesischen Dialekt und meint „weiche Hügelzüge“. Er ist eher tanninreich. Seine Tannine sind aber häufig wie Samt und nicht pelzig. Die Frucht erinnert an Brombeeren.
- Der Ruché ist eine Nischentraube aus der Gemeinde Castagnole. Viele Pfarrer bauten die Rebe dort an, weshalb der Wein auch Pfaffenwein genannt wird. Obwohl er ein Rotwein ist, weist er manchmal zarte Noten nach Aprikose auf.
- Der Freisa ist weit verbreitet, gelangt aber nur wenig in den Export. Die Traube gibt eher helle, aber säurehaltige und tanninstarke Weine. Um diesen Effekt zu brechen, belassen die Winzer häufig etwas Restsüsse und bauen ihn leicht schäumend aus.
- Bei den Weissweinen ist der Arneis der wohl bekannteste Weisswein des Piemont. Er findet auch im Export reissenden Absatz. Aus ihm entstehen eher leichte Weine, die schnell getrunken werden müssen. Seine Beliebtheit dürfte auf seinen tiefen Preis zurückzuführen sein und auf die Tatsache, dass er die vielen Touristen aus der Schweiz und Deutschland an ihre Ferien in Italien erinnert, da es den Arneis in ganz Italien zu trinken gibt.
- Der Cortese ähnelt in gewisser Weise dem Arneis. Auch er ergibt sehr gefällige Weine mit einer moderaten Säure und mässig ausgeprägten Fruchtnoten.
- Wieder mehr Aufmerksamkeit erhält der Timorasso. Spitzenwinzer keltern aus dieser ungewöhnlichen Traube vielschichte Weine, die ähnlich wie der Riesling im Abgang eine Note nach Petrol aufweisen können.
- Chardonnay, Vionié (statt Viognier) und Sauvignon blanc sind internationale Rebsorten. Besonders aus dem Sauvignon blanc und dem Vionié machen die piemontesischen Winzer zusehends ganz ansprechende Tropfen.