Toskana
Italienischer Bordeaux (Supertoskaner), Chianti und Brunello
Es heisst, der Chianti sei der berühmteste Wein der Welt. Jedes Kind in jeder Ecke dieser Welt soll diesen Namen schon in jungen Jahren gehört haben. Behauptet zumindest das Chianti-Konsortium.
Tatsache ist, dass die junge Weinnation Italien ihre Reputation dem Chianti zu verdanken hat.
Im Gegensatz zu Frankreich, wo Zisterzienser- und Benediktinernönche bereits im 15 Jhd. Lagenkarten für die besten Burgunderweine anlegten, begann man damit in Italien erst im 19 Jahrhundert (im Chianti-Gebiet) und hat dieses Qualitäts-System erst nach dem zweiten Weltkrieg so richtig ausgebaut.
Den Chianti in seiner typischen Fiasca (Korbflasche) kannten alle Italien-Reisende. Von denen gab es ab den 50er Jahren immer mehr. Die Nachfrage nach diesem Wein, hergestellt aus der autochthonen Sorte Sangiovese, wuchs ständig, da mit einer Fiasca im Gepäck ein bisschen Italianità in den kühlen Norden gebracht werden konnte. Die Rebfläche wurde kontinuierlich ausgeweitet. Um das Chianti-Kerngebiet abzugrenzen, heissen diese Weine heute Chianti classico (aus dem klassischen, hügeligen Herkunftsgebiet), die andern nur Chianti.
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Aus der Sangiovese-Traube wird auch der grosse Brunello di Montalcino produziert. Das ist ein schwerer, aber nicht plumper Wein, der über eine grosse Lagerfähigkeit verfügt. Die Winzer von Montalcino waren immer bedacht, ihre Anbaufläche nicht über Gebühr zu vergrössern – trotz wachsender Nachfrage. Sie setzten lieber auf kleinere Mengen, erhöhten dafür die Preise.
Das älteste und berühmteste Haus ist Biondi Santi. Seine Weine kosten schnell einmal über 200 Franken. Es sind meist Sammler, die diesen Wein kaufen und Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, im Keller lagern. Das Weingut Biondi Santi wurde vor Kurzem an einen französischen Luxusgüter-Fonds verkauft, da der letzte Sprössling von Biondi-Santi sein Vermögen verzockte.
Neueren Datums sind die sogenannten Super-Toskaner. Am Ende des 2. Weltkrieges wurde der Bordeaux-Wein knapp. Der toskanische Adlige Marchese Mario Incisa della Rocchetta pflanzte deshalb in der Nähe von Livorno, ziemlich nahe am Meer, die Bordeau-Trauben Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc und produzierte so für den Eigenbedarf eine italienische Bordeaux-Ausgabe. Ende der 60er Jahre animierte ihn sein Neffe Piero Antinori, diesen Wein zu vermarkten. Das Unternehmen glückt. Unter dem Namen Sassicaia fand der italienische Bordeaux-Verschnitt bei Weinliebhabern reissenden Absatz (Sassicaia kommt von sassi = Steine, weil der Boden des Rebbergs mit weissen Steinen übersäht ist).
Das neue Weingebiet trägt heute den Namen Bolgheri. Von hier kommen viele sogenannten Supertoskaner. Das sind Weine aus internationalen Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Manchmal werden sie auch mit Sangiovese verschnitten. Die Supertoskaner sind wegen ihrer Schwere sehr beliebt. Die Absatzmenge nimmt laufend zu, auch die Preise steigen ständi g.