Château Pontet-Canet in Pauillac, Bordeaux
Die Pferdeflüsterer auf dem Château Pontet-Canet
Pontet-Canet - für viele Bordeaux-Liebhaber eines der besten Weingüter, für andere der Inbegriff eines überteuerten Weines. Wie auch immer. Pontet-Canet fasziniert. Zumindest mich. Denn das Weingut hat sich in den letzten 20 Jahren vom Mauerblümchen zu einem kleinen Star hochgearbeitet - und das durchaus nicht nur mit geschicktem Marketing, sondern auch durch seine Art der Weinproduktion.
Wer sich heute auf Château Pontet-Canet umsehen kann - leider erhalten nicht sehr viele Zugang (auch ich nicht) - dem soll eines auffallen: Immer wieder spazieren Pferde über den Hof. Grund: Die Eigentümerfamilie Tesseron hat 2004 - also lange vor dem Boom - entschieden, die Weinproduktion auf biodynamisch umzustellen. Das heisst: mehr Arbeit im Rebberg, kaum mehr chemische Hilfsmittel und in schwierigen Jahren grosse Ernteausfälle. Die Pferde werden für die Bodenbearbeitung eingesetzt, da sie leichter sind als ein Traktor und den Boden somit weniger verdichten. Tochter Tesseron kündet an, dass schon bald mehr als die bisherigen 10 Pferde im Einsatz stehen werden. Ziel sei, dass der gesamte Betrieb mit seinen 81 Hektar Rebfläche mit Pferden bearbeitet werde.
Auch beim Einsatz von Schwefel hat sich Pontet-Canet verplichtet, zurückhaltender zu sein. Dafür muss im Keller alles blitzblank sein, weil sich sonst unerwünschte Bakterien oder Hefen breitmachen, die unerwünschte Gerüche in die Flaschen bringen.
Bei der Vinifizierung setzt das Weingut etwa 50% neue Barriquefässer ein, 15% haben schon einen Durchgang hinter sich, der Rest des Saftes kommt in Amphoren. Die Amphoren haben den Vorteil, dass sie eine gleichmässige Mini-Oxydation zulassen. So werden die Fruchtnoten betont.
Und fruchtig ist der Pontet-Canet. Ein Traum. Der beachtliche Neuholzeinsatz ist perfekt integriert. Für mich ist der Pontet-Canet ein perfekter Wein - und ein Leuchtturm für die Biodynamiker-Szene, die leider noch zu viele ungeniessbare Wein hervorbringt.
"Bordeaux-Weine sind viel zu teuer"
Dass Bordeaux-Weine überteuert seien, diesen Satz hört man häufig. Die Aussage ist korrekt und falsch zugleich.
1. Es gibt nach wie vor viele Bordeaux-Weine, die unter 20 - 25 Franken zu haben sind. Allerdings kommen sie nie aus den Premiers Crus-Lagen (siehe oben). Man findet günstige - und durchaus gute Bordeaux-Weine - zu akzeptablen Preisen aus den AOC Libournais, Fronsac, Entre-Deux-Mères, Graves oder Pessac-Léognan.etc. Sogar aus St. Emilion - einer der rechtsufrigen Hochburgen des Merlot - gibt es gute Weine zu anständigen Preisen zu kaufen.
Daher ist die Aussage "Bordeaux-Weine sind viel zu teuer" zu pauschal und falsch. Auch in der Schweiz gibt es Händler, die sich auf günstige Bordeaux-Weine spezialisiert haben.
2. Bordeaux-Weine aus einem Weingut, das schon 1855 klassifiziert wurde, sind freilich meistens recht teuer. Teuer bedeutet ab 30 Franken aufwärts. Das von mir bewunderte Château Pontet-Canet ist derzeit in der Schweiz für rund120 Franken die Flasche zu haben. Ist der Preis überhöht oder nicht?
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
Selbstverständlich sind 120 Franken für eine Flasche Pontet-Canet gemessen am Aufwand zu hoch. Während meiner Ausbildung als Sommelier an der Sommelier-Schule der "Federazione Italiana Sommelier" in Rom haben wir versucht auszurechen, wie hoch die Produktions- und Marketingkosten für eine Flasche hochklassigen Weins etwa sein könnten, selbst wenn es ein biodynamischer Wein ist, bei dem die Ausfälle ungleich höher sein können als bei herkömmlich produzierten Weinen. Auch bei grosszügiger Berechnung aller Unkosten kamen wir nie auf über 25 - 30 Franken pro Flasche. Das bedeutet nichts anderes: Die Nachfrage nach dem Pontet-Canet, hochgejubelt von der ganzen Weinpresse auf der ganzen Welt, treibt die Preise hoch. Ist das verwerflich? Wenn man akzeptiert, dass wir in einer Welt leben, in der Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, dann sicher nicht. Kommt dazu, dass das Trinken von Premier Cru-Weinen aus dem Bordeaux keine positive Auswirkung auf unsere Gesundheit hat, mitunter also verzichtbar ist. Es gibt schliesslich auch kein Menschenrecht, dass alle Tesla fahren dürfen, obwohl sie es sich nicht leisten können.
Zu unserm Wein von Pontet-Canet