Weinhandel in Italien
Seit Römerzeiten ist Italien eine Weinhandelsnation
Italien war schon vor 2000 Jahren Exportmeister für Wein, zusammen mit Griechenland. Heute ist Italien gar der grösste Weinproduzent der Welt, gefolgt von Spanien, Frankreich und den USA.
Bis in die siebziger Jahre exportierte Italien allerdings nur kleine Mengen an Wein. Der meiste Wein wurde im Land selber konsumiert. Doch mit der Verbreitung der italienischen Restaurants auf dem ganzen Globus und der wachsenden Zahl an Italien-Reisenden verbreitete sich auch der Wein aus Italien auf der ganzen Welt. So stark, dass Italien die einstige Weinhandelsnation Nummer 1, Frankreich, um die Jahrtausendwende überholte und sich an die Spitze der Weinhandelsnationen schob.
1. Italien | 47,2 Mio. Hektoliter |
2. Frankreich | 43,9 Mio. Hektoliter |
3. Spanien | 37,5 Mio. Hektroliter |
4. USA | 27,4 Mio. Hektroliter |
5. China | 8,3 Mio. Hektroliter |
23. Schweiz | 0,9 Mio. Hektoliter |
Was die Gütesiegel doc und docg für den italienischen Wein bedeuten
Um der wachsenden Schar an Liebhabern von italienischem Wein eine Art Leitfaden in die Hand zu geben, entwickelte die italienische Weinwirtschaft zusammen mit dem Landwirtschaftsministerium die Gütesiegel doc und docg. Beide sagen nichts darüber aus, ob ein Wein gut oder schlecht ist. Aber die beiden Prädikate doc und docg geben an, wie streng die geographische Herkunft der Trauben und des Weins kontrolliert wurde.
Die Nase entscheidet mit
Bei den Weinen höchster Güte, den docg-Weinen, werden die Weine von Kontrolleurinnen und Kontrolleuren zusätzlich zu analytischen Verfahren auch mit der Nase verkostet. All das soll den Konsumentinnen und Konsumenten garantieren, dass sie tatsächlich einen Wein aus jener Gegend trinken, die auf der Etikette angegeben ist. Mit diesen geographischen Gütesiegeln erfüllt Italien die Anforderungen an eine wichtige Weinhandelsnation, da die übrigen Mitbewerber ebenfalls ähnliche geographische Gütesiegel kennen.
Weinnation Italien: Hier hat es die grösste Rebenvielfalt der Welt
Kein anderes Land weist eine derart breite Varietät von verschiedenen Traubensorten auf wie Italien. Laut dem italienischen Landwirtschaftsministerium sind 922 Traubensorten registriert, darunter eine Handvoll Neuzüchtungen und sogenannte pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwi). Rund die Hälfte kommt tatsächlich zum Einsatz bei der Weinzubereitung.
Die enorme Varietät geht auf die Römerzeit zurück. Das bei Neapel gelegene Pompeji und später auch die Tiefebene bei Aquileia im Friaul waren die Anbau- und Handelszentren für den Wein während des römischen Reiches. Historiker sprechen von einem eigentlichen Wein-Boom zu jenen Zeiten. Die Römer verwendeten den Rebensaft für allerlei: Der darin gelöste Alkohol half das damals häufig unsaubere Wasser zu desinfizieren, wurde in den Tempeln für die Götterverehrung eingesetzt und soll sogar die Pax Romana gefestigt haben.
Und das ging so: Jeder Legionär, der für Rom auf eine Aussenstation im Imperium entsandt wurde, erhielt einen Teil des Soldes in Form von Rebsetzlingen. Er war nun gehalten, diese an seinem Bestimmungsort zu pflanzen und einen Rebgarten anzulegen. Nach einer Anzahl Dienstjahre erhielt er in den Kolonien zudem ein Stück Land, das er bebauen konnte. Wegen diesem System verbreiteten sich die römischen Weinsorten im ganzen Reich.
Grosse Weintrinker
Wein floss damals in unvorstellbaren Mengen. Die Legionäre tranken ihn in rauhen Mengen, aber auch bei den unterworfenen Völkern fand er grossen Zuspruch. Sie kannten meist nur Biere aus vergorenem Weizensaft.
Der grösste Umschlaghafen für Wein war zunächst Pompeji, später kam Aquileia im heutigen Friaul dazu. Doch bald schon stiegen Marseille und Narbonne zu grossen Häfen auf. Von dort wurde der Wein ins Hinterland von Gallien, aber auch weiter nordwärts bis ins deutsche Trier exportiert. Historiker weisen darauf hin, dass der Wein eine derart wichtige kulturelle, aber auch ökonomische Rolle zu spielen begann, weswegen sich auch die „Barbaren“ am regen Weinhandel zu beteiligen begannen.
Der Weinhandel stützt die Pax Romana
Handel, so weiss man, hat meistens eine befriedende Wirkung auf die Akteure, wenn er einigermassen fair abläuft. Deshalb sind sich viele Geschichtsschreiber einig, dass die Pax Romana, dieser jahrhundertelange Friede im römischen Riesenreich, auch auf den blühenden Weinhandel zurückzuführen ist. Alle wollten grenz- und völkerüberschreitend daran teilhaben. Krieg hätte das einträgliche Geschäft nur gestört. Lieber in Friede miteinander leben, und dafür am Weinhandel kräftig mitverdienen, schien damals die Losung gewesen zu sein.