Apulien war schon zu Römerzeiten ein wichtiges Weinproduktionszentrum
Die Griechen brachten ihren Wein nach Apulien, den die Römer noch so gerne tranken
Lange schon bevor sich die Römer Apulien in ihr Reich einverleibten, gedieh hier im Absatz des Stiefellandes Italien eine üppige Weinwirtschaft unter den Fittichen der Griechen, die damals ganz Süditalien kolonisiert hatten. Die Griechen betrieben von Apulien aus Handel mit den Phöniziern und brachten den Wein Süditaliens zu sich nach Griechenland.
Allerdings zeigt die Geschichte eine Merkwürdigkeit: Während die Griechen die Vorläufer-Rebsorten für den dunklen und schweren Aglianico in Kalabrien und Kampanien eifrig pflanzten, unterliessen sie das komplett in Apulien. Wieso, weiss niemand.
Der reine Wein Merum
Und noch eine apulische Auffälligkeit: Während sich im übrigen römischen Reich bis weit nach Nordeuropa der Ausdruck Vinum als Wortstamm für Wein durchsetzte, lautet das Wort in apulischen Dialekten bis heute "Mjerum". Vinum stand zu Römerzeiten für jenen Wein, der mit Gewürzen, Harzen oder Meerwasser aufgepeppt und so trinkbarer gemacht wurde. "Mjerum" oder heute "Merum" steht hingegen für den reinen Wein, der mit keinen Ingredienzen
gesüsst und verbessert wurde. Das Fachmagazin "Merum" heisst genau deshalb so, da es vor allem über jene Weine schreibt, die nicht übermässig geschönt und verschnitten werden.
Bedeutet das Vorkommen des Wörtchens Merum in den apulischen Dialekten aber tatsächlich, dass die Apulierinnen und Apulier schon vor über 2000 Jahren dem Wein ohne Zusätze frönten, während alle andern die gesüssten und verharzten Weine tranken? Man weiss es nicht.
Apulien ist Grossproduzent von Wein, auch von biologischem
Wer Apulien sagt, meint vor allem Rotwein. 80 Prozent der Produktion entfällt auf Rotweine, nur 20 Prozent auf Weiss- und Roséweine. Zu den roten Hauptsorten gehören der unterdessen weltberühmt gewordene Primitivo, der Negroamaro und der erst seit ein paar Jahren wieder vermehrt angebaute Nero di Troia. Primitivo und Negroamaro sind vor allem im südlichen Apulien zu Hause, der Nero di Troia eher im Norden. Auch Weissweine kommen aus Apulien - und zwar immer bessere: Zu erwähnen sei hier der Minutolo und der Bombino.
Verschnittweine aus Apulien
Jahrzehntelang wurden die apulischen Weine nur in riesige Tanklastwagen abgefüllt und dann durch ganz Italien gekarrt, angeblich auch durch halb Europa, um als namenloser Billigwein in den Supermärkten des Nordens abgefüllt zu werden. Oder sie sollen zur Streckung von beliebten Tropfen eingesetzt worden sein - sogar in Frankreich.
Noch heute ist es so, dass viele billige Massenweine aus Apulien kommen. Die enormen Rebflächen und die topfebene Geographie lassen einen sehr hohen Mechanisierungsgrad zu, so dass hier zu tiefen Kosten Wein produziert werden kann. Das meist sehr trockene und warme bis heisse Klima begünstigt zudem auch den biologischen Weinbau. Aus keiner Weinregion Italiens kommen derart viele Bio- und biodynamische Weine wie aus Apulien.