Giuseppe Gorelli - Brunello di Montalcino
Grossmeister des Brunello di Montalcino geht eigene Wege
An der Vinitaly, Italiens grösseter Weinmesse, habe ich Giuseppe Gorelli beinahe übersehen. Er hat sich bei einem seiner Winzer, die er berät, in einer Ecke niedergelassen. Mehr braucht er auch nicht. Alte Kunden kennen und schätzen ihn. Und: "Mit meinen sechs Hektaren produziere ich natürlich keine Mengen, also brauche ich auch keinen grossen Stand", erklärt er. Das war bis 2018 ganz anders.
Denn er und seine Frau bauten das ziemlich berühmte Weingut "Le Potazzine" in der Nähe von Montalcino auf. Sie arbeitete zuvor bei Biondi Santi, jenem Weingut, das bereits im 19. Jahrhundert erkannt hatte, welch köstliche Weine die Sangiovese-Traube auf dem Gebiet des Montalcino hergeben würde. Giuseppe Gorelli wiederum machte seine Lehre bei Giulio Gambelli, der als "Maestro Assaggiatore" galt, ein Meister-Verkoster und Önologe. Gambelli war jener Önologe, der wesentlich dazu beitrug, dass die toskanischen Winzer in der Toskana das Potential ihrer Sangiovese-Traube ab den 1980er Jahren erkannten.
Der eigene Wein
Nach der Trennung von seiner Frau schied Giuseppe Gorelli bei "Le Potazzine" aus und keltert seit 2018 seine eigenen Weine, die er unter seinem Namen vermarktet.
Ein Grossteil seiner Weingärten hat Gorelli im Norden des Montalcino. Das gab früher eher die rauhen, vielleicht auch etwas langlebigeren und anspruchsvolleren Weine. Denn hier weht von Norden her ein kühler, manchmal sogar rauher Wind.
Zarter Brunello
Mit dem Klimawandel gilt das nur noch bedingt. Die Lagen im Norden sind wärmer geworden. Aus den Trauben lassen sich zarte und weiche Brunello produzieren, während aus dem Süden plötzlich ungleich schwerere Kraftprotze herkommen.
Neuholz-Fan
Giusepe Gorelli spart nicht beim Einsatz von neuem Holz im Weinausbau. Solche Weine nehme ich selten in mein Angebot auf. Aber Gorelli beherrscht den Umgang mit diesen Fässern meisterhaft. Seine Weine sind kräftig und dunkel, aber er belässt ihnen so viel Säure, das sie nicht plump und gewöhnlich werden, sondern ein wunderbarer Ausdruck des Montalcino-Gebietes und seinem Star, der Sangiovese-Traube.
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