Deutsches Güteklassen-system beim Wein
Das Wein-Güteklassensystem in Deutschland ist relativ kompliziert
Die Deutschen machen es sich mit ihrem Wein-Güteklassensystem nicht ganz einfach. Dafür erhält, wer es verinnerlicht hat, einen guten Kompass. Aber eben, zuerst muss man es begriffen haben. Zu allem Überfluss gibt es sogar zwei sich konkurrenzierende Systeme. Ersteres ist das offizielle Güteklassex-System, zweiteres rein privatrechtlich, das aber immer mehr Winzerinnen und Winzer bevorzugen.
Aber alles der Reihe nach: Das klassische Wein-Güteklassensystem sieht so aus:
- Tafelwein (deutscher Weine ohne Herkunftsbezeichnung): Das ist die niedrigste Klasse. Weine verschiedener Jahrgänge dürfen verschnitten werden, das Anbaugebiet oder auch nur ein grobgefasster Bereich, von wo die Trauben herkommen, muss angegeben werden.
- Landwein: Leicht strengere Vorschriften gelten für den Landwein: Deutschland kennt 19 Landwein-Anbaugebiete. Der Wein muss aus einem dieser Gebiete kommen.
- Qualitätswein: Der Wein muss aus den 13 deutschen Anbaugebieten kommen (z.B. Rheinhessen, Hessische Bergstraße, Franken). Zwischen den verschiedenen Anbaugebieten darf er verschnitten werden. Zum Einsatz kommen nur Trauben, die in den Anbaugebieten zugelassen sind. Ausserdem wird er von einem Panel auf seineTypizität verkostet. Unterschieden wird in dieser Güteklasse zwischen dem Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.), was das Gros der deutschen Weine ausmacht und dem Qualitätswein garantierten Ursprungs (Q.g.U.).
- Prädikatswein: Das ist die höchste Güteklasse. Die Trauben dürfen nur aus einem einzigen Anbaugebiet kommen, und der Wein darf ab dieser Güteklasse nicht mehr aufgezuckert werden.
Die Prädikatsweine werden noch weiter aufgeteilt:
- Kabinett: Diese Weine werden verkostet und müssen auf einer Skala von 1 - 5 mindestens 1,5 Punkte erhalten. Der Name Kabinett kommt aus dem 15. Jahrhundert. Damals lagerte das Kloster Eberach seine wertvollen Weine in einem Kabinett.
- Spätlese: Meist fruchtig-süsse Weine, da die Winzer ihre Trauben absichtlich etwas länger reifen lassen, um so mehr Zucker in der Traube zu haben. Manchmal werden sie auch von der Edelfäule befallen. Die Spätlese soll einer Legende zufolge aufgrund eines Zufalls entdeckt worden sein. Vor ein paar Jahrhunderten durften die Winzer erst nach der Bewilligung durch den Fürsten mit der Ernte beginnen. Es soll sich also zugetragen haben, dass ein Bote des Fürsten Verspätung hatte. Ein Winzer setzte sich nach Tagen des Wartens über das Verbot hinweg und produzierte inen köstlich, leicht süsslichen Wein - die Spätlese war geboren.
- Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese: Auf jeder Stufe werden die Beeren noch länger hängen gelassen. Der immer höhere Zuckergehalt in ihnen sorgt für immer süssere, aber auch sehr delikate Weine, da die Säure als Gerüst des Weins erhalten bleibt. Diese Weine haben ihren Preis.
- Eiswein: Die Trauben werden noch länger hängen gelassen, um den Zuckergehalt noch mehr zu verdichten. Zudem muss die Temperatur am Erntetag bei mindestens minus 7 Grad liegen. In Kanada werden die Trauben künstlich vereist, in Europa ist das verboten. Eiswein gehören zum delikatesten, was die Weinwelt zu bieten hat.
Konkurrenzsystem VDP
Manchem Qualitätswinzer ist das staatliche Güteklassensystem zu sperrig und nimmt zu viel Rücksicht auf Grossproduzenten, die auf Masse und nicht auf Klasse setzen. Sie haben deshalb den privatrechtlichen Verein VDP (Verband deutsche Prädikatsweingüter) gegründet.
Sein Güteklasses-System sieht so aus:
- VDP Gutswein: Einfachste Stufe. Hier kommen nur die Trauben des Weingutes zum Einsatz. Sie können deshalb auch aus andern Gegenden oder Gemeinden stammen, Hauptsache sie werden vom Weingut gehegt und gepflegt und widerspiegeln die Philosophie des Winzers oder der Winzerin.
- VDP Ortswein: Hier dürfen nur regionaltypische Traubensorten aus ein und demselben Ort gekeltert werden.
- VDP Erste Lage: Nur Trauben aus ganz bestimmten Lagen werden verwendet. Zudem ist die Erntemenge pro Hektar beschränkt. Trockene Lagenweine werden mit VDP Erstes Gewächs und dem Logo 1G angeschrieben.
VDP Grosse Lage: Trauben aus häufig seit langem bekannten Lagen. Trockene Grosse Lage-Weine werden mit VDP Grosses Gewächs bezeichnet. Man erkennt sie am GG-Logo.