Bordeaux
Weltberühmter Kraftprotz
Bordeaux-Liebhaber werden wegen des Wortes „Kraftprotz“ den Kopf schütteln. Sie haben Recht. Denn zweifellos gibt es unter den Bordeaux-Gewächsen sehr viel elegante Weine, auf die der Ausdruck „Kraftprotz“ nicht zutrifft. Aber im Vergleich zur ewigen Konkurrenz aus dem Burgund (Pinot Noir) sind Bordeaux-Weine schlicht muskulöser.
Während ein Pinot Noir – sofern man ihn mag – recht flüssig die Kehle runterrutscht, erfordert der Bordeaux etwas mehr Einsatz. Das mag am häufig grossen Einsatz von neuen Barrique-Fässern liegen. Diese geben viel aggressive Tannine ab, die sich nur langsam in samtige Streicheleinheiten verwandeln. Dann besteht ein Bordeaux häufig aus mindestens zwei, manchmal drei, manchmal sogar vier verschiedenen Traubensorten. Auch das merkt man: Der Wein ist gewichtiger.
Unterschieden werden die Bordeaux-Weine in jene vom linken und rechten Gironde-Ufer. Links bei Flüssen heisst immer: Ich schaue in die Fliessrichtung des Flusses und dann nach links.
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Auf dem linken Flussufer dominiert der Cabernet Sauvignon. Das nahe am Meer gelegene, linke Gebiet und entlang des Flusses Gironde ist das Médoc. Weine aus den Höhen entlang der Gironde kommen aus dem Haut-Médoc. Die weiter landeinwärts gelegene Appellation heisst Péssac-Léognan und schliesslich Grave. In das Médoc eingebettet sind die höchstdotierten Gran Crus Lagen wie St. Julien, Pauillac, St. Estèphe und Margaux. Das linke Ufer ist auch das Stammland des Cabernet Sauvignon. Er ist in den linksufrigen Weinen häufig am stärksten vertreten.
Am rechten Ufer liegen die andern Spitzenlagen wie Pomerol und St. Emilion. Hier ist der Merlot der prominenteste Vertreter. Das ist sein Stammland.
Bordeaux-Weine sind grob gesagt eher schwere, alkoholreiche Weine mit Noten nach gut gereiften Brombeeren, Lakritze und Vanille – Letzteres, falls viel Neuholz verwendet wurde.
Das Bordeaux ist das berühmteste Weingebiet Frankreichs. Die Briten waren schon vor ein paar Jahrhunderten derart verrückt nach diesen Weinen, dass sie Bordeaux und dessen Umgebung kurzerhand besetzten, um sich so den weinischen Nachschub zu sichern.
Im Hinblick auf die Weltausstellung von Paris im Jahre 1855 liess König Napoleon III einzelne Weingüter klassifizieren. Die besten fünf durften sich mit der Bezeichnung Premier Cru schmücken, die nächsten mit Deuxième Cru und so weiter bis zur Klasse der Cinquième Cru.
Bordeaux-Weine müssen immer drei Jahre im Keller gekeltert werden, bevor sie in den Verkauf gelangen dürfen. Die relativ lange Lagerzeit kann dazu führen, dass Weingüter in Liquiditätsschwierigkeiten geraten. Deshalb entwickelte man schon vor langer Zeit das System der Subskription. Kundinnen und Kunden reservieren die gewünschte Menge bei ihrem bevorzugten Weinproduzenten, bezahlen ihre Rechnung sofort, erhalten den Wein aber erst drei Jahre später. Auf diese Weise weiss der Produzent, wieviel Wein er schon verkauft hat und wieviel Geld er für die nächste Produktion investieren kann.