Tanoré - Winzling unter den Prosecco-Produzenten
Das kleine Prosecco-Gut Tanoré zeigt, wie man auch als Winzling hochstehenden Prosecco produzieren kann.

Gaetano Follador war der Gründer des kleinen Weinguts Tanoré. Das war in den 50er Jahren. Heute macht sich die dritte Generation daran, das klein gebliebene Weingut weiterzuführen: Vanessa, Gioele und Sara. Quasi zu ihrem Einstand erhält Tanoré einen neuen Weinkeller. Ziel ist aber nicht, unbedingt mehr Prosecco zu produzieren, sondern die erreichte Qualität zu halten und ständig zu verbessern.
Vanessa ist mit 32 Jahren (2022) die Älteste im Trio, ihr Bruder Gioele und Cousine Sara schliessen gerade ihre Ausbildungsgänge zu Önologie und Marketingspezialistin/Önologie ab.
Cartizze - das Tor zum Prosecco-Glück
Grossvater Gaetano hatte Glück, konnte er zu Lebzeiten rund ein Hektar Rebland auf dem Cartizze ergattern, einem kleinen Hügel inmitten des Valdebbiadene-Gebietes. Von hier kommt der beste Prosecco, da ihm der Boden viel Mineralität und Finesse verleiht. Ein Prosecco Cartizze kostet in der Regel immer weit über 20 Franken, ein Hektar Rebland auf dem Cartizze schnell mal eine Million Euro oder mehr, derart begehrt ist die Lage. Damit bewegt sich der Bodenpreis auf den Niveau des Barolo-Produktionsgebiets. (Unterschied Prosecco-Champagner)
Mit diesem guten Startkapital kam Gaetano immer über die Runden, obwohl er und auch seine beiden Nachfahren, die Cousins Sergio und Renato, lediglich einen einzigen Prosecco produzierten - den Prosecco ancestrale, der wie früher üblich in der Flasche vergor und dort seinen Sprudel entwickelte.
Erst in den 90er Jahren begannen die beiden Cousins mit der Tankvergärung, was die moderne Interpretation des alten Flaschengärenss ist. Mit der Tankvergärung können in kürzerer Zeit viel grössere Mengen Grundwein und der gewünschten Hefe zum Sprudeln gebracht werden. Deshalb gibt es auch die grosse Preisspanne zwischen einem Tankgärer wie dem Prosecco und einem Flaschengärer wie dem Champagner.

Unsere Prosecco von Tanoré finden Sie hier.
Interview mit Vanessa Follador:
Massimo Agostinis: Ihr seid alle sehr jung und sollt das Weingut jetzt weiterführen. Habt Ihr die nötige Erfahrung?
Vanessa: Jein. Aber wir sind ja nicht allein. Wie es sich für eine italienische Grossfamilie gehört, arbeiten unsere Väter weiter mit. Ohne sie würden wir es schon rein von der Arbeit her gar nicht schaffen. Und im Keller ist sicher noch ihre Handschrift spürbar.
M.A.: Soll diese Handschrift denn weiterhin spürbar bleiben oder plant Ihr Änderungen? Ich frage, weil ich eben Euren Prosecco in mein Angebot aufgenommen habe, weil er mir gefällt, wie er ist.
Vanessa (lacht): Keine Bange, der Stil bleibt. Aber es gibt immer neue önologische Erkenntnisse, die einfliessen müssen, damit ein Unternehmen überleben kann.
M.A.: Es fällt auf: im Prosecco-Gebiet gibt es recht wenige Bio-Winzer. Wird sich das mit Euch ändern?
Vanessa: Wir werden den Einsatz von chemischen Hilfsstoffen sicher weiter reduzieren. Das ist uns Jungen vielleicht noch ein grösseres Anliegen als unseren Vätern. Aber ganz biologisch werden wir vorderhand nicht. Es ist - ausser in diesem Horrorjahr 2022 (mit extremer Trockenheit, Anm. M.A.) - einfach zu feucht im Kerngebiet des Prosecco mit seinen vielen Hügeln und dem feuchten Klima.
M.A.: Die Kundschaft verlangt das aber immer mehr...der französische Jura, der ebenfalls sehr feucht ist, ist gar Pionierregion in Sachen Naturwein...es scheint also schon zu gehen.
Vanessa: In der Ebene von Treviso ist Bio sicher machbar. Aber die Weinberge von Tanoré liegen nicht in der Ebene, sondern sind alle in der Hügellandschaft von Valdobbiadene. Hier ist alles extrem steil. Als Bio-Betrieb könnten wir diese Flächen nicht wirtschaftlich betreiben. Aber wir arbeiten und wohnen alle mitten im Hügel-Prosecco-Gebiet. Ich kann garantieren, dass wir alles unternehmen, um den chemischen Mitteleinsatz so tief wie möglich zu halten. Wir wollen uns ja nicht selber vergiften. Und diese Hilfsmittel kosten ja alle.
M.A.: Eure Prosecchi haben alle etwas leicht crèmiges. Sie umschmeicheln den Gaumen richtiggehend, die Perlage ist ebenfalls sehr zart. Was ist das Rezept dafür?
Vanessa: Wir setzen beim Grundwein auf Bâtonage. Das heisst, wir rühren die Hefe im Grundwein recht lange auf, um so die Wirkung zu vergrössern. Als Marketingfrau möchte ich diese Zeit manchmal verkürzen, weil wir manchmal nicht sofort liefern können. Aber den Männern im Keller (Vater, Onkel, Bruder, Anm. M.A.) ist das völlig egal. Die geben den Grundwein erst dann in den Gärtank, wenn sie restlos mit der Bâtonage zufrieden sind. Manchmal müssen unsere Kundinnen und Kunden deshalb auf ihren Prosecco warten.
Gespräch geführt im Juni 2022 auf dem Weingut Tanoré.
Unsere Prosecco von Tanoré finden Sie hier.