Cavalleri, Lombardei mit Franciacorta
Unbeugsame Cavalleri-Frauen produzieren Spitzen-Franciacorta

Während meiner Zeit als SRF-Rom-Korrespondent bekam ich den Eindruck, dass Frauen oder Mädchen, die Giulia heissen, meist etwas frecher und unkonventioneller sind als der Durchschnitt. Belegen lässt sich das natürlich nicht, und es klingt auch gar absurd. Aber wer Giulia Cavalleri kennenlernt, wird mir beipflichten: Diese Frau ist ein extrem unabhängiger Geist. Und ihre Tiraden gegen das Konsortium des Franciacorta sind legendär. Und noch etwas: An der Riesenweinmesse Vinitaly protzen die Cavalleri nicht am Hauptstand der Region Lombardei mit einem Bling-Bling-Stand, sondern zeigen sich mit einem bescheidenen 1.20 m Pültchen bei den Biowinzern.
Franciacorta ohne lange Geschichte
Das Weingut Cavalleri produziert seit 1979 den Franciacorta Schaumwein. Dieser blickt nicht etwa auf eine lange Vergangenheit zurück wie der Champagner. Nein, er ist ziemlich neu. Erst in den 60er Jahren begannen einzelne Produzenten bei Brescia ihren Grundwein zu spumantisieren. Sie tun das allerdings gleich wie die Champagnerproduzenten. Dem Grundwein wird Hefe beigesetzt, was eine zweite Gärung – dieses Mal in der Flasche – auslöst. So kommen die Blasen in den Schaumwein.

Aussenseiter Cavalleri
Die Cavalleri sind ein bisschen die Aussenseiter unter den Franciacorta-Produzenten. Denn die beiden Schwestern Maria und Giulia kritisieren das Franciacorta-Konsortium ständig für ihre laschen Auflagen. Selber haben sie den biologischen Weg im Weinbau gewählt. Teilweise wenden sie die noch strengeren Auflagen des biodynamischen Weinbaus an, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Nur in «vernünftigem» Ausmass, heisst es.
Längere Reifung als vorgeschrieben
Theoretisch muss ein Franciacorta 12 Monate in der Flasche reifen. Bei den Cavalleri liegt auch der einfachste Franciacorta mindestens 24 Monate auf der Flasche. Manche sogar 120 Monate, also 10 Jahre. Das ist sehr kostspielig, denn das bedingt ein

Insgesamt bewirtschaften die Cavalleri 42 Hektar Land. Damit dürften sie 350 000 Flaschen Franciacorta jährlich produzieren. Sie belassen es aber bei 200 000 Flaschen – und verzichten damit auf Einnahmen. Sie tun es, weil die Art, wie sie Weinbau betreiben, nicht auf maximale Ausbeutung ausgelegt ist. Die strenge Selektion des Traubengutes während des Wachstums und nach der Ernte führt zu einer Reduktion der Gesamtmenge. Die Cavalleri nehmen das in Kauf. Ihre Franciacorta werden regelmässig ausgezeichnet.